„Wie Gott mich schuf, katholisch – queer – #OutInChurch“. 

Marie Kortenbusch, prominente Mitwirkende der Initiative #OutInChurch, liest aus ihrem gleichnamigen Buch. Ausgehend von ihren eigenen Lebens- und Glaubenserfahrungen wagt sie neue Blicke auf Anna Katharina Emmerick.

Im Januar 2022 wurde Marie Kortenbusch schlagartig deutschlandweit bekannt. Gemeinsam mit 125 anderen kirchlichen Mitarbeitenden outete sich die 65-Jährige ehemalige Religions- und Deutschlehrerin aus Lüdinghausen als queer. Über 40 Jahre lang hatte sie die Beziehung zu ihrer heutigen Ehefrau Monika Schmelter, die als Heimleiterin ebenfalls unter dem Dach der katholischen Kirche arbeitete, nicht offen leben können.

Mit der gemeinsamen Aktion „#OutinChurch“, bei der Frau Kortenbusch gemeinsam mit ihrer Partnerin und vielen anderen Menschen, die in der katholischen Kirche arbeiten oder engagiert sind, die aber als homosexuelle, transsexuelle, transidente, asexuelle oder auf andere Weise nicht-binär orientierte Menschen nicht den offiziellen Normen der katholischen Kirche entsprechen, machten sie in einer ARD-Dokumentation auf einen menschenunwürdigen Missstand aufmerksam. Die Sendung machte ihre Lebensschicksale, insbesondere aber auch ihren Schmerz und ihre Verletzungen durch die Nichtakzeptanz und das Verheimlichen-Müssen deutlich.

Das Öffentlichmachen des erlebten Unrechts blieb nicht ohne Folgen. Zum einen wurde die Diskreditierung und ihre Folgen öffentlich benannt und bekannt, was zu einer großen Solidarisierung innerhalb der Bevölkerung und auch unter den Christen führte. Zum anderen machten die geschilderten Erfahrungen deutlich, dass das kirchliche Arbeitsrecht, wie es bis dahin gültig war, nicht mehr den Realitäten entsprach und so  nicht mehr zu halten ist. Schon seit Jahren wurden die arbeitsrechtlichen Normen der katholischen Kirche in Deutschland kritisiert z.B. im Blick auf wiederverheiratete Geschiedene, die offiziell nicht bei der Kirche oder in kirchlich getragenen Einrichtungen arbeiten durften. Nach langjährigen Diskussionen kam es im Herbst 2022 tatsächlich zur Änderung der sogenannten „Grundordnung für den kirchlichen Dienst“: Die sexuelle Orientierung und die private Lebensführung von Mitarbeitenden hat arbeitsrechtlich keine Relevanz mehr. Die Bischöfe betonen, dass anstelle strenger Loyalitätserwartungen nun Vielfalt als Bereicherung gelten und Diskriminierung keinen Platz in kirchlichen Arbeitsverhältnissen haben soll. Die Aktion von OutinChurch hat dazu wesentlich beigetragen.

Marie Kortenbusch und ihre Partnerin Monika Schmelter wurden als Protagonistinnen der Fernsehdokumentation zu öffentlichen Personen und als solche von den Medien und Bildungseinrichtungen vielfach angefragt. Für beide war das öffentliche Outing ein Befreiungsschlag, es konfrontierte sie aber auch noch einmal schmerzhaft mit dem, was sie bisher erlebt hatten. Marie Kortenbusch vertiefte ihre eigenen Erfahrungen literarisch in dem biografischen Buch „Wie Gott mich schuf: katholisch – queer – #OutinChurch“, das 2023 erschien.

Der Emmerick-Bund Dülmen lädt am Donnerstag 12. September um 19.30 Uhr im Pfarrheim Heilig Kreuz zu einer Abendveranstaltung ein. Unter dem Titel „Tief verletzt und tief im Glauben. Wie Gott mich schuf, katholisch – queer - #OutinChurch“ wird Marie Kortenbusch diesen Abend gestalten. Dabei wird sie aus ihrem Buch vortragen, in einem zweiten Teil aber auch auf Anna Katharina Emmerick Bezug nehmen. Wie der Titel vermuten lässt, gibt es Parallelen zwischen Kortenbusch und Emmerick: die Erfahrung von Nichtakzeptanz, Außenseiterin-Sein, die Infragestellung der eigenen Identität, aber auch ein tiefes Bewusstsein für das innere Bejaht- und Getragensein durch Gott. Der Abend mit der Theologin Marie Kortenbusch wird mit ihrer einfühlsamen Sprache und ihrem spirituellen Feinsinn sicher eine Bereicherung.

Für den Vorstand des Emmerick-Bunds, Ferdi Schilles